Aus dem Trump-Lager sickern Einzelheiten einer Lösung des Krieges durch. Der Konflikt soll eingefroren werden, Kiew wird die besetzten Gebiete verlieren. Gibt es eine Alternative?Er werde den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden, tönte US-Präsident Trump im Wahlkampf. Inzwischen zeichnet sich ab, dass das nicht nur Rhetorik ist. Einzelheiten seines Friedensplanes sickern allmählich durch. Wobei Frieden zu viel gesagt ist, es ist ein Plan, die Feindseligkeiten möglichst schnell zu beenden. Das bedeutet, einen Waffenstillstand auf der Basis des Faktischen und nicht des Richtigen oder Wünschenswertes. Das « Wall Street Journal » berichtet unter Berufung auf Trump nahestehende Quellen, dass der Krieg entlang der Frontlinie eingefroren werden soll. De facto würden die Russen so die Kontrolle über die eroberten Gebiete und die Krim behalten. Um einen ewigen Kleinkrieg wie im Donbass nach 2014/15 zu verhindern, soll eine demilitarisierte Zone eingerichtet werden. Entlang der Front in der Ukraine aber auch an den derzeit ruhigen Zonen an der Grenze zwischen der Ukraine und dem eigentlichen russischen Staatsgebiet. Diese etwa 1500 Kilometer lange Zone sollen Friedenstruppen aus Europa überwachen. Gleichzeitig wird den Russen zugesagt, dass Kiew 20 Jahre lang nicht der Nato beitreten wird. Der Ukraine, dass sie massiv militärisch aufgebaut wird.Wie angekündigt, wird Trump dann den Europäern die Verantwortung zuweisen. « Wir können Ausbildung und andere Unterstützung leisten, aber die Waffe wird aus Europa kommen », sagte ein Mitglied von Trumps Team dem « WSJ ». « Wir schicken keine amerikanischen Männer und Frauen, um den Frieden in der Ukraine zu wahren. Und wir zahlen nicht dafür. Lassen Sie die Polen, Deutschen, Briten und Franzosen das tun. »Der « Telegraph » formuliert: « Im Gegenzug würden die USA die Ukraine mit Waffen vollpumpen, um Russland von einer Wiederaufnahme des Krieges abzuhalten. » Das wäre ein Deal nach Trumps Geschmack. Die USA liefern die Waffen und die Europäer zahlen die Rechnung.10: Ukraine meldet Rekord an russischen Drohnenangriffen – e7a42b564a68f8e7Wird Donald Trump das Töten beenden?Positiv betrachtet lässt sich sagen, Donald Trump zeigt, wie ernst es ihm ist, das Gemetzel in der Ukraine zu beenden. Dass er keine Politik fortsetzen will, die der freien Ukraine keine Siegchance gibt, den verlustreichen Kampf jedoch verlängert, um den Russen ihren Erfolg sauer zu machen. Und Trump zeigt auch Realismus. Kiew hat keine Möglichkeit, die eigenen Kriegsziele zu erreichen. Das wären die Befreiung aller ukrainischen Gebiete, inklusive der Krim, umfangreiche Reparationszahlungen, Überstellung der russischen Führung an internationale Gerichte etc. Dafür wäre eine totale Niederlage Moskaus nötig. Der Ukraine gelingen immer wieder spektakuläre Erfolge, etwa der Drohneneinsatz gegen Munitionslager Russlands. Aber das sind Einzelaktionen, die Kiew dem Sieg nicht näherbringen.Der Krieg gegen die Ukraine ist vornehmlich ein Landkrieg und diesen verliert die Ukraine. Der Befreiungsschlag bei Kursk hat sich schon seit langem in ein Rückzugsgefecht verwandelt. Im Osten gelang es, die Lage bei Pokrowsk zu stabilisieren. Ein zweischneidiger Erfolg, die Russen haben ihren Schwerpunkt auf die Süd-Donezk-Front verlagert. Nach dem Verlust einiger Städte stehen die ukrainischen Linien nun auf 70 Kilometer vor dem Kollaps. Auch im Westen hat man inzwischen die Kriegsmüdigkeit der Ukrainer erkannt. Soldaten verlassen in großer Zahl ihre Einheiten. Dazu kommen hässliche Bilder von auf der Straße gekidnappten Männern. Und die Erkenntnis, dass die unzureichend ausgebildeten Einheiten der zwangsweise Eingezogenen die russischen Sturmeinheiten nicht aufhalten können.Lage für Ukraine kritisch Die Hoffnung des Westens beruhte darauf, dass Putin ab 2026 immer größere Probleme haben wird, Großgerät wie Kampfpanzer, Schützenpanzer und gepanzerte Transporter zu ersetzen. Einiges spricht für die Annahmen, einen Beweis gibt es nicht. Aber Misstrauen, seit Beginn des Krieges haben « Experten » errechnet, welche Waffen Putin alsbald ausgehen werden – eingetreten ist nichts davon. Im Gegenteil, bei entscheidenden Systemen können die Russen ihren Output enorm steigern. Die Mengen an einfachen Drohnen iranischer Bauart und von Gleitbomben konnten sie innerhalb eines Jahres in etwa vervierfachen. Die USA haben mit Abstand den größten Vorrat an Kriegsgerät jeder Art, aber auch sie können nicht dauerhaft den Krieg in der Ukraine und die Auseinandersetzungen in Nahost bewirtschaften, ohne sich selbst zu entblößen. 08: USRüstungsfirmen dürfen Personal in der Ukraine einsetzen – 57fc4af4e3e4a67dEiner neuen Regierung fällt es leichter, einen radikalen Schlussstrich zu setzen. Der immer auch eine Abrechnung mit der vorigen Politik war. Der Biden/Harris Administration muss man vorwerfen, dass sie Kiew nie genug Unterstützung gewährt haben, dass das Erreichen der strategischen Kriegsziele möglich gewesen wäre. Bryan Lanza, ein ehemaliger Mitarbeiter der Trump Campaign sagte der BBC unverblümt: « Die Realität vor Ort ist, dass die europäischen Nationalstaaten und Präsident Biden der Ukraine von Anfang an nicht die Fähigkeit und die Waffen gegeben haben, diesen Krieg zu gewinnen, und es versäumt haben, die Beschränkungen aufzuheben, die der Ukraine einen Sieg ermöglicht hätten. »Wie soll Putin gezwungen werden?Gegen Präsident Selenskyj ist das Druckpotenzial des US-Präsidenten enorm. Ohne die Hilfe der USA kann der Krieg nicht fortgesetzt werden. Die europäischen Nato-Staaten könnten, selbst wenn sie wollten, den Wegfall der USA nicht ausgleichen. Die Frage ist, wie soll Putin bewegt werden, so einen Plan anzunehmen? Zu den russischen Kriegszielen zählen nicht nur weitere Gebietsgewinne, sondern auch die Schaffung eines weitgehend demilitarisierten Pufferstaates. Auch die Vertagung des Konflikts um 20 Jahre ist für Russland wenig attraktiv. Derzeit ist Russland besser auf die Kriegswirtschaft eingestellt als der wirtschaftlich stärkere Westen, in 20 Jahren könnte das anders aussehen. Und: Dieser Krieg ist Putins Werk und der Sieg soll sein Vermächtnis sein. Er wird den Konflikt nicht auf die Zeit Post Putin verschieben. Was ist also das Angst-Szenario für den Kreml, dass Putin bewegen könnte, einzulenken? Es könnte etwa die Drohung sein, Kiew im wirklich großen Maßstab mit Fernwaffen zu versorgen, die Ziele in ganz Russland angreifen können. Joe Biden ist davor immer zurückgeschreckt, Donald Trump vielleicht nicht.Den Boden bereitenUnd zuletzt: Sind diese Indiskretionen der eigentliche Plan? Sicher nicht, dass Trump-Lager distanzierte sich bereits. Aber dennoch sind das keine Zufälle. Militärisch gesprochen befindet sich Trump in der « Shaping Phase » seiner diplomatischen Offensive. Diese Äußerungen dienen dazu, den Boden für seinen Plan vorzubereiten. Verbündete und Gegner auf mögliche Szenarien vorzubereiten, deren Reaktion auszuwerten. Und sie bereiten die Öffentlichkeit vor. Bisher war es ein Tabu auch nur auszusprechen, dass eine Niederlage Kiews durchaus möglich ist. Dieses Tabu ist schon jetzt gebrochen. Und auch, dass es vielleicht nicht mehr darum geht, dass Kiew siegen kann, sondern dass die Zeit gekommen ist, den Schaden zu begrenzen.Quellen: BBC, Telegraph, WSJ
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Author : Gernot Kramper
Publish date : 2024-11-11 05:19:00
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