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Meister der Tarnung: Sachsens Verfassungsschutz bekommt Rehbock nicht zu fassen

Meister der Tarnung: Sachsens Verfassungsschutz bekommt Rehbock nicht zu fassen

In Sachsen hat sich ein Rehbock illegal Zutritt zu einem Gelände des Verfassungsschutzes verschafft. Das Tier soll weg – bisher jedoch trickste das Reh seine Verfolger aus.

Wie schön, wenn man seinen eigenen Wald hat. Was man sonst nur über Gutsherren oder Gemeinden behaupten kann, ist auch einem Rehbock in Sachsen gelungen: Das Tier hat sich Zutritt zu einem eigentlich sehr gut gesicherten Gelände verschafft – und das « illegal », wie jüngst sogar die « Bild »-Zeitung berichtete und den Fall damit bundesweit in die Schlagzeilen hob. 

In dem Artikel des Boulevardblattes schwang Mitte März auch etwas Bewunderung für das Reh mit. Es lebt seit gut sechs Jahren in einem kleinen Wäldchen auf einem Gelände, das sich drei Behörden in Dresden teilen: das Landesamt für Verfassungsschutz, das Landeskriminalamt und das Polizeiverwaltungsamt. Das Gebiet ist streng bewacht und umzäunt.

Für einen Rehbock sind solche Sicherungen aber offenbar Peanuts. Denn ihm gelang einst wohl mühelos der Zutritt – und das als Jungtier. Es sei 2019 zum ersten Mal dort gesichtet worden, sagte Polizeisprecher Kay Anders am vergangenen Freitag dem stern. Damals « noch als Kitz ». Niemand wisse, wie es auf das Areal kam. 

Der Rehbock scheint sich wohl zu fühlen in « seinem » Wäldchen. Es gibt genügend Nahrung und Versteckmöglichkeiten. Bislang wurde das Tier geduldet und hat unter den Behörden-Mitarbeitern sogar eine kleine Fangemeinde. Es gebe Kolleginnen und Kollegen in den drei Behörden, die in den trockenen Sommermonaten Wasser hinstellen, sagte Polizeisprecher Anders.

Behörden in Sachsen wollen den Rehbock einfangen

Doch jetzt könnte es Bambi an den Kragen gehen. Das Tier soll, so zumindest ein Plan, sein selbst gewähltes Habitat verlassen. Grund ist ein geplanter und knapp zwölf Millionen-Euro teurer Bau eines riesigen neues Parkdecks auf dem Gelände. Im Juni sollen die Arbeiten starten. Gebaut werden sollen 271 Stellplätze – bis bisherigen 85 waren wohl zu wenig.

Muss der Rehbock sogar erlegt werden, damit die Arbeiten für den riesigen Parkplatz starten können? Darüber wird derzeit bundesweit spekuliert, unter anderem in dem Jäger-Fachblatt « Pirsch ». Denn das Tier ist schlau und ließ sich bisher nicht überlisten und einfangen. Ein Reh, das quasi zum Verfassungsschutz gehört, betrachtet Geräte wie eine Lebendfalle vermutlich als Technik von vorgestern. 

Besser wäre es aber für den sechsjährigen Bock, sich fangen zu lassen, denn sonst wird demnächst vielleicht scharf geschossen. Der Plan sei eigentlich, den Rehbock lebend einzufangen und in ein Wildgehege zu bringen, sagte Polizeisprecher Anders. Wünschenswert wäre eine mögliche Umsiedlung noch vor Beginn der eigentlichen Baumaßnahmen. « Das wird von hier auch angestrebt », ergänzte er.

Noch ahnt das Tier wohl nichts von diesen Umzugsplänen. « Unser Rehbock lebt noch, er ist noch unter uns und genießt den ankommenden Frühling », sagte Anders. « Wir tun alles dafür, dem Rehbock stressfrei ein neues Zuhause bieten zu können. »

Bis dahin stehe dem Tier noch eine weitere Möglichkeit offen: Es könnte freiwillig gehen und sich selbst ein anderes Habitat suchen. « Wir haben eine Wache und einen Einlassdienst », sagte der Polizeisprecher. « Wenn der Rehbock vor der Wache stünde und raus wollte, könnte er erhobenen Hauptes das Gelände verlassen. »

Im Augenblick scheint der Rehbock diese Option aber nicht in Erwägung zu ziehen. Das schlaue Tier streift weiter durch das Wäldchen – in direkter Nachbarschaft zu Polizei und Geheimdienst und lässt sich einfach nicht einfangen.

Quellen: LKA Sachsen, « Bild »-Zeitung, « Pirsch »



Source link : https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/sachsens-verfassungsschutz-bekommt-rehbock-einfach-nicht-zu-fassen-35572130.html

Author : Annette Berger

Publish date : 2025-03-24 08:36:00

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