Der Trevi-Brunnen in Rom gehört zu den wichtigsten Wahrzeichen der Stadt. Millionen besuchen ihn jährlich – auch um Münzen zu werfen. Derzeit ist genau das aber eher enttäuschend.Spätestens seit Anita Ekberg 1960 in dem Fellini-Film « La Dolce Vita » ein nächtliches Bad im Trevi-Brunnen nahm, gehört er zu den beliebtesten Wahrzeichen Roms. Bis zu 12.000 Besucher täglich drängelten sich in den vergangenen Jahren in Trauben um den Brunnen, um sich zu fotografieren und eine Münze – auch das gehört zum Besuch des berühmten Kunstwerks – ins Wasser zu werfen. Denn das, rücklings über die Schulter ausgeführt, beschert nicht nur Glück, sondern sorgt auch dafür, dass man in die Ewige Stadt zurückkehren wird. So behauptet es zumindest eine Legende. Jetzt aber ist der Brunnen leergepumpt. Er wird renoviert. Den Münzwurf wollte man Besuchern aber nicht verwehren. Die Denkmalbehörde hat sich daher etwas Besonderes einfallen lassen – und macht sich damit zum Gespött auf der ganzen Welt.Die Hauptstadt Italiens ist eine Schatzkiste der Geschichte. Rom besteht seit fast 3000 Jahren und ist gespickt mit antiken Ruinen, Kunst und Kultur. Touristen strömen in Massen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die oberste Denkmalbehörde, die Sovrintendenza Capitolina, wacht über Roms kulturelle Schätze und sorgt dafür, dass Kolosseum und Co. möglichst lange erhalten bleiben. Derzeit finden in Vorbereitung auf das bevorstehende Heilige Jahr in der Stadt großangelegte Renovierungsarbeiten statt. 2025 werden zu diesem Jubiläumsjahr der römisch-katholischen Kirche Millionen Besucher erwartet.Süchtige in San Patrignano 19.50Trevi-Brunnen wird fürs heilige Jahr chic gemachtSeit Anfang Oktober wird auch an den Trevi-Brunnen, der im 18. Jahrhundert errichtet wurde, Hand angelegt. Anders als an anderen Baustellen finden die Arbeiten allerdings nicht versteckt hinter Sichtschutzfolien statt. Stattdessen wurde Plexiglas am Sperrgerüst angebracht. Das Kunstwerk kann also weiterhin bestaunt werden. Und auch ganz wasserlos ist der Besuch des Brunnens nicht. Offensichtlich hatte man sich bei der Stadt gedacht: Irgendein Becken ist besser als gar kein Becken. Damit das Münzewerfen in den kommenden Monaten nicht ausfallen muss, wurde eine Art besseres Planschbecken – ein rechteckiges Provisorium, verkleidet mit Sperrholz – auf den Stufen des Trevi-Brunnens aufgebaut. Wer nun dem Glück auf die Sprünge helfen möchte, muss also nicht nur die Absperrung überwinden, sondern auch das kleine Becken treffen.Hauptsache ins Wasser: den Münzwurf am Trevi-Brunnen lassen sich viele Reisende auch jetzt nicht nehmenSpott und Häme ließen nicht lange auf sich warten. Die Installation des Behelfs erntete kritische Online-Kommentare en masse. Im sozialen Netzwerk « X » wurde das Becken zum « Fußbad » und zur « Badewanne » degradiert. Es wurde außerdem als « Planschbecken » bezeichnet, in das Kinder « im Sommer pinkeln ». Einer spottete: « Stell dir vor, du bist mehrere Stunden mit dem Flugzeug nach Rom geflogen, um den Trevi-Brunnen zu sehen, und findest dich dann hinter einem Zaun vor einem Planschbecken wieder. » Und tatsächlich stellte ein anderer konsterniert fest: « Das ist das Traurigste, was ich in Italien jemals gesehen habe. »Trevi-Brunnen wird zum GespöttGegenüber der Nachrichtenseite « CNN » sagte Claudio Parisi Presicce, zuständig für kulturelles Erbe in der Stadt, dass das « Becken natürlich nur vorübergehend » dort stehen und gewährleisten solle, dass die « etablierte und beliebte Tradition » des Münzwerfens auch während der Wartungsarbeiten fortgesetzt werden kann. Und zwar ohne dass Bauarbeiter bei ihrer Arbeit permanent beworfen werden. Wie die Stadtverwaltung angab, war nicht das Touristenglück der entscheidende Grund für die ungewöhnliche Lösung, sondern die Gesundheit der Arbeiter. Sie sollten demnach geschützt werden. Das Ersatzbecken ist außerdem ein Akt der Wohltätigkeit. Denn die Münzen, die im Trevi-Brunnen landen, gehen an die Caritas. Im vergangenen Jahr kamen so 1,98 Millionen Euro zusammen. Durch die Alternative wird nun gewährleistet, dass diese Einnahmen nicht ganz einbrechen.Die Restaurierung des barocken Brunnens soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Ein Steg über den Brunnen soll es bis dahin Besuchern wenigstens ermöglichen, die Brunnenskulptur von Nahem zu betrachten. Ab April 2025 soll dann der kostenlose Besuch des Trevi-Brunnens gänzlich Vergangenheit sein. Es gibt Pläne, einen Eintrittspreis einzuführen.Quelle: CNN, FAZ, Dpa
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Author : Tina Pokern
Publish date : 2024-11-06 12:34:00
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